Eine kleine Kurzgeschichte aus dem Leben von Malak. Vielleicht kommt ja in Zukunft nochmal mehr.
"Psst! Nicht so laut dorthinten!" Malak drückte sich tiefer ins Gras. In der Ferne konnte er die erleuchteten Fenster des Bauernhauses ausmachen. Hin und wieder huschte eine Gestalt an ihnen vorbei. Oder waren es mehrere? Malak konnte es nicht genau sagen. Das Herz schlug ihm bis zum Halse. Er war noch nicht lange bei Jeffreys kleiner Bande dabei. Als er sein Heim verließ, dachte er bereits, das wäre das Ende für ihn. Er hatte schnell bemerkt, dass es erst der Anfang gewesen war. "Wenn ich nicht bald was zwischen die Zähne bekomme dreh ich noch durch!" Diese zischende Stimme gehörte Gorg, der einen halben Meter neben Malak ebenfalls auf dem nassen Boden kauerte. Die Nacht war kalt und trüb, leichte Nebelschwaden hingen in der Luft. Eine Eule schrie in der Ferne. "Keiner rührt sich, bis es los geht. Wenn was schief geht... dann ist dein leerer Magen wahrscheinlich unser geringstes Problem." sprach Jeffrey, ehe er sich wieder nach vorne drehte und die Augen zusammen kniff. Malak biss sich auf die Unterlippe. Er wusste genau das, sollte Jeffreys Plan funktionieren, keiner dieser armen Leute dort drin überleben würde. "Da kommt einer..." Im Zwielicht des Halbmondes deutete er mit einem Finger nach vorne. Die Tür des Hauses öffnete sich. Heraus trat ein junger Mann, von dem was Malak erkennen konnte vielleicht neunzehn oder zwanzig Jahre alt. Er trug dunkle, schmutzige Sachen wie fast alle hier in dieser Gegend. Ganz offensichtlich einer der Knechte des Bauern. "Der Frischling geht vor..." murmelte Jeffrey dumpf. "Du weißt, was du zutun hast ... Und was auf dem Spiel steht." Malak wusste es ganz genau. Er hatte die kalten Nächte und seinen sich vor Hunger zusammenkrampfenden Magen nicht vergessen. Den Atem anhaltend robbte er sich vorwärts auf das Licht zu. Der junge Knecht stand immer noch vor dem Haus. Malak konnte ihn inzwischen recht gut sehen. Langsam lockerte er den langen Dolch, welchen Jeffrey ihm gegeben hatte. Er wusste genau, was in den nächsten Momenten passieren würde. Der Knecht machte ein paar Schritte auf das Feld zu und öffnete die Gürtelschnalle um zu pinkeln. Im Halbdunkel des Mondes konnte er das Gesicht des Kerls immer noch nicht genau erkennen. Ein Rascheln im Gras. "Wer da..." Die Worte brachen dem Knecht abrupt ab, als eine dunkle Gestalt aus dem Feld vor ihm sprang und ihm eine Hand auf Mund und Nase drückte. Noch bevor der Mann auch nur aufschreien konnte hatte Malak ihm den Dolch tief zwischen Schulter und Hals hinein getrieben. Innerlich fluchte er, nicht sofort lebensbedrohliche Stellen am Hals getroffen zu haben. Das würde ihm Zeit verschaffen. Der Kerl musste sterben. Und das besser schnell. Im Todeskampf wand sich der Knecht unter Malaks Griff, beide riss es von den Füßen. Der Mund des Knechts bewegte sich hin und her, unfähig mehr als einen dumpfen Schmerzensschrei hervor zu bringen. Malak warf sich mit aller Kraft auf den Mann. Dessen Augen weiteten sich vor Entsetzen. Mit einem Ruck zog Malak den Dolch heraus. Ein Blutschwall schoss daraus hervor. Er hob den blutigen Dolch und stach erneut zu, diesmal gezielt auf den Hals. Mehr als einen erstickten Laut brachte der Knecht nicht mehr hervor. Malak nahm den Dolch wieder zurück und stach auf den Mann unter ihm ein, immer wieder bis dieser sich nicht mehr rührte. Der Knecht war tot. Malak, mittlerweile schwer am atmen, Blut und Schweiß tropften an ihm hinab, sah dann zum Haus hinüber. Langsam drückte er sich auf die Füße. Nach ein paar Schritten hatte er die Tür erreicht. Mit dem blutigen Dolch in der rechten Hand betrat er das Haus.
Jeffrey wurde langsam unruhig. "Was treibt der so lange dort?!" zischte er leise. Gorg fuhr sich mit der linken Hand langsam über den Kopf "Ich habs gleich gesagt, lange macht ders nicht. Der Bauer macht wahrscheinlich gerade Schweinefutter aus ihm." In der ferne flog die Tür auf. Jemand verließ die Hütte. "Na endlich." Argwöhnisch hob Jeffrey den Kopf. Malaks Silhouette bewegte sich gegen den Lichtschein der Fenster langsam auf die kleine Gruppe zu. Über die Schulter trug er einen Sack, in der anderen Hand hielt er einen Korb mit Äpfeln, etwas Brot und Käse. "Machen wir, das wir hier weg kommen." "Was hat das so lange gedauert da drin?" Plötzlich ein lautes Knacken und das Feld war in gelbes und orangenes Licht getaucht. Flammen schlugen aus den strohgedeckten Dach empor. Einen Moment lang blickte Jeffrey mit Entsetzen auf das Inferno. Gorg schüttelte ihn an der Schulter. "Hauen wir ab, wir haben was wir wollten." Jeffreys Blick wanderte nochmal zu Malak hinüber. Im Schein des Feuers meinte er kurz das Zucken seines Mundwinkels zu erkennen. Dann verließ die Gruppe den Schauplatz und ließ die dumpfen Schreie einer Frau und eines weinenden Babys hinter sich zurück.