Eine steife Brise wehte über die kleine, namenlose Insel nordöstlich von Vengard, und der Tag begann, wie die unzähligen Tage in Väters und Urväters Tagen auch schon. Das Krächzen der Möwen am Strand und auf dem Meer weckten die Bewohner des kleinen Dorfs und versprachen reiche Beute mit wenig Gefahr. Wo Möwen waren, waren auch Fische. Und Möwen am Strand ließen auf Fische nahe des Ufers schließen.
Aber erst als seine Frau Bente - kaum zu unterscheiden von den satten Robben, die sie jagten, wenn die See zu rau war - ihm seine Kleidung auf das Haupt schmiss, das auf das strohgefüllte Kissen gebettet war, wachte Immo auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Sach ma spinnst du, du Tölpel! Die annern sind schon auf See und du liechst hier rum!", schimpfte sie ihn einen Taugenichts und aus einem guten Morgen mit leichten Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke, wurde eine panische Flucht. Noch während er aus dem uralten Blockhaus flüchtete, zog er sich die Kleidung an, um möglichst schnell auf See seinem Tagwerk nachzugehen und Beliars Avatar zu entkommen.
Als er den Strand betrat sah er schon wie die anderen Fischer die Netze auswarfen und die Leute, die er nicht ganz ungerne mochte, dort begannen ihm die Beute wegzuschnappen. Zügig sprang er in das kleine Boot, das dereinst sein Großvater Benno gebaut hatte und auf den klangvollen Namen "Undina" getauft war. Der lokale Priester hatte einst von einer Hexe erzählt, die sich Adanos verschwor, um seine Kräfte für das Böse zu missbrauchen und am Ende auf den Grund des Meeres verbannt wurde, doch der alte Benno hatte bei der Predigt nicht gut aufgepasst und das bittere Ende verpasst. Manchmal glaubte Immo, dass seitdem ein Fluch auf diesem Boot lastete. Aber immerhin gab es heute große Schwärme vor der Küste. Mit ganzer Kraft paddelte er heraus. "Verdammich. Lasst mir wat übrich, ihr Eierköppe!", rief er über die Wellen seinen Freunden zu, was für großes Gelächter sorgte.
Es dauerte nicht lange und die Boote waren voller Fisch. Sein Arm schmerzte vom Schwingen des Knüppels, um die unfreiwilligen Mahlzeiten vom Zappeln und Flüchten abzuhalten und ihnen den Gar auszumachen. Aber es hatte sich gelohnt. Reiche Beute. Genug Essen für die nächste Zeit und den Rest könnte man durch Pökeln und Räuchern ewig haltbar machen und damit wäre die Steuer auch schon bezahlt. Doch Krieg fordert mehr als Steuern...
Gesättigt von einer deftigen Mahlzeit nach der nächsten, saß Immo mit den anderen am Strand, als das Horn des wackligen Wachturms ertönte. Ein Signal für die Ankunft der Steuereintreiber. Doch ein zweites Mal wurde geblasen. Gefahr. "Sabbel nich'. Der Idiot da oben hat sichä nur falsch gezählt.", war Beppos Meinung zu dem Thema, als Immo die anderen zur Rückkehr ins Dorf motivieren wollte. "Bist du blöd, du Idiot? Wie soll der sich bei zweima' Blas'n verzähl'n? So blöd is' selbst der nich'.", kam unverzüglich seine entnervte Antwort, die durch ihre simple Schlüssigkeit die Männer überzeugte zurück ins Dorf zu gehen. Schon auf dem Rückweg konnten sie über die Dünen blickend das große Segel erkennen, das dort gerefft am Eichenstamm dicken Mast baumelte. Und dann noch ein zweites Segel. "Zweimastä? Woll'n die uns jetz' rekrutier'n?", fragte der eine und "Oder die woll'n die Insel besetz'n, weil die Orks im Anmarsch sind.", mutmaßte der andere. "Nö, die brauch'n uns doch für die Feldverpflegung. Die Weibers kann man doch nich' in die lütten Pötte setz'n und auf dat Meer schick'n.", meinte Beppo: "Die woll'n sichä nur ordentlich Fisch abstaub'n. Steuäerhöhung und so Krams." Im Dorf angekommen standen jedoch schon zig Soldaten des Königs mit gezogenen Waffen und hielten die wütende Meute von Fischersfrauen in Schach. Ein Paladin in Vollplattenrüstung verlas den Befehl, der das Siegel des Königs trug: "Im Namen Rhobars des Zweiten werden alle Schiffe des Königsreichs beschlagnahmt, um unsere Flotte für den Krieg zu stärken. Der König dankt euch, treue Untertanen, für eure Mithilfe und hofft, dass ihr auch weiterhin unsere Armeen mit Nahrung versorgen könnt.". Die Stimme war klangvoll und gutmütig und sofort wurden ihm wüste Beschimpfungen entgegengeschleudert. "Sach ma, bist du bescheuert, Aldä?! Wie soll'n wir Fisch ohne unsere Boote fang'n? Wat soll der Schietkrams hier?!", stimmte Immo mit den wütenden Mob von Fischern ein. "Boote sind keine Schiffe! Und dat Boot hier taugt nich' zum Kriech gegen die Orks. Weder für uns noch für den Könich!", schwang sich Immo zum Wortführer auf und zustimmendes Raunen kam von den Leuten hinter ihm. "Und dat Boot da...", sagte er und zeigte auf die löchrige Nussschale neben seinem Haus: "Dat gehört mir und nich' dem Könich! Soll er sich ein eigenes Boot bau'n, der alde Bandit!". Wieder kam Zustimmung von den Fischern und die ersten Steine und Stöcke flogen auf die Soldaten. Diese zögerten aber nicht lange und stachen ein paar Fischer ab und brachen den restlichen Widerstand schnell mit Schlägen der Schwertknäufe und Axtstiele. Die Boote wurden von der Mannschaft des Schiffs abtransportiert und die Männer unter Deck gebracht. Eine feuchte, lichtlose Zelle war nun ihr zu Hause.
Erst nach drei Tagen sahen sie wieder das blendende Sonnenlicht durch zusammengekniffene Augen. Es ging über eine Planke auf ein anderes Schiff mit viel Tiefgang und breitem Rumpf. "Gefangenenschiff. Ich sach's euch.", murmelte Beppo und er sollte recht behalten. Zwei weitere Tage waren sie auf See und wurden von der Stadt Khorinis in einem Konvoi zum Minental gebracht. Immo wurde zuletzt reingeworfen und landete mit einem gekonnten Bauchklatscher in dem modrigen Tümpel. Erschöpft schwamm er an Land. "Na schöne Scheiße... Ich könnt' Kotzen...", murmelte er leise als er anhand der toten Körper, die sich in einer leicht gebogenen Linie sammelten und von denen zwei noch rauchten, bemerkte, dass es keinen Rückweg gab.
Immo - Nix mit den ganzen Hochkultur-Krams hier.
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Armer Typ, nice Story
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Sehr schöne Story!
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Gute Story.
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Und nun paddelt die königliche Flotte mit Nussschalen umher. Das erklärt wohl den Stand auf der Karte der Außenwelt. Eine interessante Geschichte!
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Spannend und packend zugleich!
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Sehr bodenständige und interessante Geschichte, was ja nicht immer üblich ist.
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Schön und sehr interessant geschrieben, gefällt mir!
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Starke Vorstellung!
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Sympathischer Dude.
Hat's jetzt in jedem Fall besser.
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Diese zögerten aber nicht lange und stachen ein paar Fischer ab
Könnt mich weghauen
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Hintergrund uninteressant, brauche Punkte.
Spaß, schöne Geschichte, nette Details -
Hintergrund uninteressant, brauche Punkte.
Spaß, schöne Geschichte, nette Details/duarsch
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Nice Geschichte man
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