Geron - Alles wird gut

  • "Alles wird gut." Was für ein beschissener Spruch. Mit dem fing die ganze Scheiße an. Dabei wollte ich eigentlich immer nur das Handwerk meines Vaters erlernen. Sicher hinter den mächtigen Mauern Monteras ein gutes Leben führen. Eine anständige Frau nehmen, und mir keine Sorgen um Morgen machen müssen. Doch es kam anders. Ganz anders.


    Ich erinnere mich noch genau an den Tag an dem mein Bruder in die Werkstatt kam, in der mein Vater und ich gerade die Schäfte für die neuen Armbrüste der Miliz aus dem frischen Sildener Blutbuchenholz zurechtsägten. Er war erst vor kurzem bei der Wache, und besuchte uns fast immer auf seinem täglichen Rundgang durchs Viertel. Immer noch ein wenig zu schmächtig für den rotweißen Waffenrock der Königstruppen. Wie ich ihn gerne aufzog, wenn er hereinstiefelte. Doch statt der unbeschwerten Mine die er sonst aufgesetzt hatte war sein Blick betrübt. Es seien Berichte aus dem Norden eingetroffen, wonach die Truppen Rhobars eine weitere Niederlage im Norden erlitten hätten. Jedermann würde im Heer gebraucht, und wer auch nur daran denke zu desertieren würde direkt nach Khorinis geschickt. Besorgt blickte ich daraufhin zu meinem Vater. Ein innosfürchtiger Handwerksmeister und stolzer Bürger der Stadt, der bisher immer zum König gehalten hatte. Allen Kriegen und daraus resultierenden Steuern zum Trotz, die jener seinen Untertanen abverlangte, und die fast Monat für Monat höher wurden. Mit ganzer Zuversicht erwiderte er damals: "Keine Sorge Junge, mit Innos Hilfe wird der König die Orks schon bald besiegt haben, und solange das Gesindel auf die Insel geschickt wird, sollten auch genug Klingen dafür bereitstehen. Der Geweihte Innodan hat mir abermals versichert das alles zum besten stünde, solange die Spenden der Bürgerschaft weiterhin großzügig an den Tempel gingen. Alles wird gut."


    Mein Bruder kehrte nie zurück. Wir erhielten die Nachricht über seinen Tod mit meinem Einberufungsbefehl. "Zum Ruhme des Königreichs" stand darauf. Wenn ich heute so darüber nachdenke war mein Vater vielleicht sogar stolz mich gehen zu sehen. "Um meinen Bruder zu rächen", wie er stets betonte. Aber es lag zuviel Bitterkeit in seiner Stimme, als das ich es ihm hätte glauben können. Und wie hätte ich ihm je stolz von den Grausamkeiten einer Schlacht erzählen können. Vom schreien der Männer. Dem beliarischen Brüllen und Wüten der Orks. Vom Gestank der verstümmelten Leichen im Dreck. Den Flammen niedergebrannter Bauernhütten, deren Bewohnern wir alles "zum Ruhme des Königreichs" nahmen, um selbst weiter kämpfen zu können. Manchmal entlockt es mir immer noch ein humorloses Grinsen. Denn iergendwann wird auch diese ganze Scheisse zur Gewohnheit. Selbst wenn du dir das Schaf iergendeines armen Schweins über die Schulter wirfst denkst dir nur noch "ein Misstvieh weniger". Hauptsache selber nicht nur Dreck zum fressen haben, und das ein oder andere Goldstück nebenbei lässt sich dabei auch einsacken.


    Im Laufe der Zeit schaffte ich es so mir eine ganz ansehnliche Summe unter den Nagel zu reissen. "Es gibt immer was zu holen" war mein Motto. Doch das ging nicht lange gut. Auf unseren "Patrouillen" hinter der Front stießen wir auf einen gewissen Lord Hagen und seine Paladine, die uns nach kurzem Kampf überwältigten. Doch getötet haben sie uns nicht. Zumindest mich nicht. Meinen Arsch konnte ich in die Gefangenschaft retten. Jedenfalls dachte ich das es zunächst eine Rettung ist, denn der fette König würde sich sicher einen weiteren Dreckfresser in seinen Minen nicht entgehen lassen.


    Das Schiff nach Khorinis legte am frühen Morgen des nächsten Tages aus Vengard ab. Zusammengepfercht und in Ketten gelegt kauerte ich mit anderen Gefangenen im Laderaum. Der magere Typ neben mir erzählte ziemlich wirres Zeug und so einige Gerüchte die er wohl im Laufe der Zeit aufgeschnappt hatte. Die Minenkolonie von Khorinis soll von den Gefangenen in einer Revolte vor langem übernommen worden sein, was den König dazu gezwungen hatte mit den ausgekochten Lumpen Handel zu treiben. Da schöpfte ich wieder Hoffnung in schier auswegloser Lage. Anders als der halbverhungerte, hustende Typ, der bald im sterben lag. Rate mal was er in den letzten Atemzügen gestammelt hat..

  • Schattenlord

    Hat den Titel des Themas von „Alles wird gut“ zu „Geron - Alles wird gut“ geändert.