Der Tötungsgrund - Beispiele und Problemlösungen

  • Die Serverregel zu diesem Thema ist nicht wirklich hilfreich. Das Thema "Tötung eines anderen Charakters" ist schon immer eine komplizierte Angelegenheit. Ich habe mir dazu mal Gedanken gemacht und anhand einiger Beispiele die häufigsten Streitfragen erläutert, um etwaige Missverständnisse der Zukunft somit im voraus zu klären. Vielleicht hilft es ja dem Ein oder Anderen dabei, die Voraussetzungen für eine Tötung zu verstehen.


    I. Der fundierte Tötungsgrund


    Ein Tötungsgrund kann aus vielen Gründen und Zusammenhängen entstehen. Es gilt zu beachten, dass diesem Grund immer ein entsprechendes Verhalten des Betreffenden voraus gehen muss. Ein Spieler muss seinen Charakter durch die im RP getroffenen Entscheidungen "aus eigenem Antrieb heraus" in den Tod spielen. Dabei ist es nicht von vorrangiger Bedeutung, ob sich der Spieler über die Konsequenzen seiner Handlung im Klaren gewesen ist, oder ob er den Erfolg seiner Taten in diesem Sinne eingeplant hatte.

    Zitat

    Fall 1

    Söldnerführer A beschließt den Erzhaufen dem Schläfer zu opfern. Daraufhin streicht er seinen Söldnern den Sold. Begründung: Ihr seid unfähig. Um dem ganzen des Erzbaronen Krone aufzusetzen, zettelt er einen Krieg mit den Banditen an, da ihn einer schief angesehen hat. Pflichtbewusster Söldner B schlägt seinem Chef daraufhin den Kopf ab.
    Zurecht?

    Natürlich zurecht. Söldnerführer A hätte nach gutem Gewissen auffallen können, dass sein Handeln eventuell seinem Charakter schaden könnte. Er hat mit seinen Entscheidungen den eigenen Tod verursacht.

    Zitat


    Fall 2
    Spizel A schreibt seinem Bandenchef B, dass er sich im Alten Lager aufhält und den geflohenen Verräter C bei Gelegenheit töten könnte. Der Brief wird nur leider von Holzfäller D abgefangen. Dumm gelaufen. D warnt daraufhin den C, welcher seinem Schlächter zuvorkommt und den A ausschaltet.
    Zurecht?

    Natürlich zurecht. A hätte sich denken können, dass der Brief wohl möglich abgefangen wird und er sich im wahrsten Sinne des Wortes ein eigenes Grab schaufelt. Wohlgemerkt liegt hier nur ein Tötungsgrund gegen den Verfasser des Briefes vor.

    Faustregel: Alles, was ihr mit eurer Figur im RP anstellt kann Konsequenzen haben. Nehmt euch im Zweifel eine Minute Pause, werft euch eine Hand kaltes Wasser ins Gesicht und entscheidet dann mit klarem Kopf, wie es weitergeht.


    II. Die Kompetenzüberschreitung


    Der oben genannte Sachverhalt gehört zu den häufigsten Tötungsgründen, grade gegen "neue" Spieler, daher eine kurze Erklärung zu diesem wichtigen Punkt. Definition: Jemand führt eine Aktion aus, die weder seinen Aufgaben, noch seinem Stand entspricht.

    Zitat

    Fall 1
    Buddler A macht sich wiederhohlt über die ausgesprochen hässliche Visage von Gardist B lustig. Selbst nach mehreren Aufforderungen dies doch bitte einzustellen, macht er weiter. Selbst eine Tracht Prügel kann ihn nicht zur Vernunft bringen. Gardist B wird das zu blöd. Er versenkt sein Schwert in der nicht grade besser aussehenden Visage des A.
    Daraufhin im OOC Chat:
    (( OOC | Buddler A : Ez Alda, rast doch nich so aus, was solln das, boah ez!! ))
    Zurecht getötet?

    Natürlich zurecht. Der Buddler hat seine Kompetenzen willentlich und wissentlich mehrmals überschritten. Er muss nun mit den Konsequenzen leben.

    Achtung: Selbes Szenario, der Gardist wird durch einen beliebigen Buddler ersetzt. Nun würde der Tötungsgrund entfallen. Die beiden Buddler befinden sich auf einer Kompetenzebene. Ein paar Beleidigungen rechtfertigen noch lange keinen Tötungsgrund.



    Faustregel: Alles, was eine größere Waffe/dickere Rüstung hat, als ihr, könnte sich im Zweifel eine Kompetenzebene über euch befinden.



    Weitere Kurzbeispiele zur Kompetenzüberschreitung:

    "Schürfer plündern Buddler direkt vor dem Alten Lager aus; Schürfer überfallen den Erztransport; Buddler versuchen die Burg zu plündern; Bauer spielt sich zum Don Esteban auf; Schürfer verprügelt einen Magier"


    III. Ungerechtfertigte Tötungen


    Wir haben im Grunde schon gelernt, wann eine Tötung gerechtfertigt ist. Im Umkehrschluss ist sie demnach immer dann nicht begründet, wenn der Gegner seinen Charakter nicht durch seine Entscheidungen in besagte missliche Lage gebracht hat.

    Zitat

    Fall 1
    Buddler A wurde von Buddler B dreist bestohlen. Es wurde dem armen Kerl doch tatsächlich das selbst gemalte Bild seines Lieblingsschatten entwendet. Buddler A beschließt sich für diese Dreistigkeit zu rächen und geht zum schlecht gelaunten Gardisten C, welchem er steckt, dass der gemeine Buddler B ihn kaltblütig ermorden möchte. Dem Gardsiten C passt das so überhaupt nicht. Er erleichtert den Buddler B kurzerhand um den ein oder anderen Schädel.
    Zurecht?

    Natürlich nicht zurecht. Im vorliegenden Fall kommt das fälschlicherweise oft als Tötungdgsgrund aufgeführte Prinzip der RP-Lüge zum Vorschein. Ihr dürft so viel belügen und betrügen, wie ihr möchtet. Als Tötungsgrund kann eine solche Aussage dennoch nicht verwendet werden. Buddler B hat seinen Charakter nicht willentlich an die Wand gespielt. Er hat dem Gardisten keinen Tötungsgrund geliefert, da er im RP niemals plante, diesen umzubringen.

    An dieser Stelle fließt das OOC Geschehen mit in das RP ein. Natürlich kann man im RP nicht nachprüfen, ob der Buddler B nicht vielleicht doch etwas im Schilde führte. OOC kann man das sehr wohl herausfinden und ihn in diesem Zuge freisprechen. Hier ist die Ehrlichkeit der Spieler gefragt. Um die Windungen und Verschlagenheiten der im RP inszenierten Taten und Komplotte OOC aufzuschlüsseln, wendet ihr euch an einen Spielleiter/Supporter. Diese werden euch dabei unterstützen, die Geschehnisse zu rekonstruieren und in diesem Sinne eine gerechte Entscheidung herbeizuführen.


    Faustregel: Seid lieber gleich ehrlich, im Zweifel sagen die Logs die Wahrheit.

    Zitat

    Fall 2
    Spielleiter A belauscht im TS die Spieler B und C. Sie wollen ihn absetzen und sprechen dafür mögliche Szenarien durch. Das passt A nicht in den Kram. Bei der nächsten Gildenversammlung erfindet er einen, im RP schlüssig klingenden Tötungsgrund gegen den Charakter des B. Der unschuldige B wird ins Jenseits befördert, A behält seinen Posten, alle sind glücklich. Außer der B.
    Zurecht getötet?

    Natürlich nicht zurecht. Die Verwendung von OOC-Wissen im RP ist immer wieder ein Problem und leider nur schwer zu beweisen. Wenn es gut läuft, fliegt die Sache auf und der A ist seinen Posten los. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird das PowerPlay allerdings nicht zu beweisen sein, da die Tötung im RP "ja eigentlich legitim war (dem Character fehlte nur das Wissen-->Kann keiner beweisen)" und der arme Spieler B verliert seinen Charakter zu unrecht.

    Faustregel: Haltet alle RP relevanten Informationen aus dem TS heraus.


    IV. Grenzfälle


    Hier nun einige Beispiele und Aufschlüsselungen zu den komplizierten Fällen, in denen die Entscheidungen variieren können. Im Zweifel: Fragt einen Supporter oder einen Spielleiter.

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    Fall 1
    Gardist A und Bandit B verlassen ihre Gilden. Der Eine kann den labilen Gardechef nicht mehr ertragen (Der Kerl wagte es doch glatt das Burgtor zu schließen, um den Baron bei Gefahr durch einen ins Lager gelockten Troll zu schützen!), der Andere kommt mit den Lagerfarben nicht mehr klar (Ja was denn? Blau steht mir einfach nicht. Ich bräuchte... Rosé... Oder so!). Die Beiden treffen sich im Wald, setzen sich ans Lagerfeuer, singen ein Lagerfeuerlied und werden beste Freunde. Wenig später brechen putzige Gardisten und liebenswerte Banditen aus dem Gebüsch und stechen ihre ehemaligen Kameraden ab.
    Zurecht?

    Natürlich zurecht. Die Garde leistet einen Eid, den Baron auf ewig zu verteidigen. Eines Morgens aufstehen und sagen " Hey Leute... Das war übrigens, ich bin zu Höherem berufen" läuft da einfach nicht. Ein Tötungsgrund bei einem Eidbruch liegt durchaus vor. Natürlich nicht zurecht. Die Banditen sind eine Gruppierung, die einer völlig anderen Mentalität folgt. Jeder ist frei in seinen Entscheidungen, jeder macht, was er will. Ein "Hey, das hier ist nicht das richtige für mich, ich werde Tänzer" ist durchaus angebracht und liefert sicherlich keinen Tötungsgrund. Natürlich gibt es auch hier spezielle Fälle. Angenommen der Bandit würde mit dem Gardisten am Lagerfeuer sitzen und ebenfalls eine Garderüstung tragen. Und das nur eine Woche, nachdem er die Bande verließ. Es stinkt förmlich nach Verrat, oder einem bereits über einen längeren Zeitraum hinweg geplanten "Gildenwechsel." Da könnte die Tötung wiederum gerechtfertigt sein.

    Es ist also nicht immer legitim, jemanden umzubringen, weil besagte Person aus dem "Geheimbund für Kneipenschläger" ausgetreten ist. Auch bei den Söldnern liegt kein Eid (mehr) vor und somit kein direkter Tötungsgrund, bei Austritt aus der Gilde. Natürlich gibt es Sonderfälle, in denen Tötungsrgünde entstehen können. Das bleibt aber fallspezifisch zu beurteilen und ist im Beisein von Spielleitern/Supportern zu entscheiden.


    Faustregel: Verrat ist nicht gleich "Verrat."

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    Fall 2
    Buddler A und Schürfer B haben eines Morgens eine grandiose Idee. Diebstahl, nichts leichter als das! Buddler A versucht seinen Erzfeind, den Buddle C , zu bestehlen. Das Ziel: Der prall gefüllt Erzbeutel. Buddler C merkt das und schlägt Buddler A aus dem Affekt heraus den Kopf ab. Da er ohnehin schon schlechte Laune hatte, geht das wohl in Ordnung. Schließlich hat ihn sein Lieblingsschatten grade versetzt.
    Währenddessen schleicht Schürfer C in die Höhle des Söldnerführers D, um diesem seine Lieblingsunterhose zu entwenden. Der Schürfer C ist eben die "etwas andere Art" von Fan. Nur sieht er aber das Anführerschwert, wertvoll und schon seit Generationen im Söldnerbesitz, neben dem Bett stehen und packt sich auch dieses ein. Gelegenheit mach nun mal Diebe. Leider ist das Schwert zu schwer, es fällt dem armen Schürfer B laut scheppernd zu Boden. Söldnerchef D erwacht erbost, ganz ohne Unterhose, und zermatscht den Schürfer B in seinem Zorn.
    1. Buddler-Kill zurecht?
    2. Schürfer-Kill zurecht?

    1. Natürlich nicht zurecht. Die versuchte Entwendung eines Erzbeutels hat eine Tracht Prügel zu Folge. Der Buddler C hat niemals das Recht, den anderen Buddler zu töten.

    2. Natürlich zurecht. Einen weitaus höherrangigen zu bestehlen ist natürlich eine andere Sache. Dabei auch noch seinen wahrscheinlich wertvollsten Besitz mitgehen zu lassen, macht den Tötungsgrund perfekt. Siehe Kompetenzüberschreitung.

    Diebstähle sind ein schwieriges Thema. Man muss natürlich zwischen Stand des Bestohlenen und Wert des Gestohlenen unterscheiden. In vielen Fällen wird die Verhältnismäßigkeit offensichtlich sein und mit einer Tracht Prügel bestraft werden. Bevor ihr einem Dieb nun versucht die Hand abzuhacken (Das macht man im Mittelalter doch so, ez!) wendet euch lieber an einen Spielleiter/Supporter, der euch die Höhe des angemessenen Strafmaßes nennen kann.


    Faustregel: Je höher der Stand des Bestohlenen und je wertvoller das Diebesgut, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass euer Charakter mehr als nur einen Finger verliert, sollte er erwischt werden.

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    Fall 3
    Der Erzbaron gibt einen Tötungsbefehl für Buddler A heraus. Gardist B sticht diesen ohne lange zu fackeln ab. Die Buddler C,D,E,F,G,H,I,J,K,L,M,N,O,P,Q,R,S,T,U,V,W,X,Y,Z schreien: Der hat einen von uns getötet. Auf ihn!
    1. Sind Tötungsbefehle legitim?
    2. Sind Rachetötungen legitim?

    1. Ja, sie sind legitim. Der Buddler B kann davon ausgehen, dass ihn jeder Gardist mit tödlicher Absicht verfolgen wird. Daraus ergibt sich für ihn natürlich das Recht, sich im Zweifel mit einem ebenso begründeten Tötungsgedanken zu verteidigen.

    2. Schwierig. Rachetötungen sind generell nicht legitim. Wären sie es, so hätten wir die Kolonie bereits von Menschen befreit. Allerdings kann in seltenen, schweren Fällen ein solcher Rachemord begründet sein. Beispiel: Schürfer A und B hängen seit Tag 1 zusammen herum. Wer sich mit A anlegt, hat auch B am Hals. A erwischt es nun, wegen dem Baronenbefehl, B will sich rächen. Er könnte seinen Tötungsgrund gegen den Baron legitimiert bekommen, aufgrund der besonderen, offensichtlich ausgespielten Bindung zu A. Im Umkehrschluss braucht er sich natürlich nicht zu wundern, wenn der Baron gleich beide abschießt, da er sich denken kann, dass er den Anderen dann mit Tötungsabsicht am Hals hat. Wie gesagt: Schwierig. Hier am besten immer mit Spielleitern/Supportern absprechen.


    Faustregel: Seid vorsichtig mit Tötungsaufträgen. Die holen einen schneller ein, als man denkt. Bei Rachemorden kann grundsätzlich erstmal von "nicht legitim" ausgegangen werden.

    V. Habt ein Herz!


    Wir spielen hier alle zusammen um des Spaßes willen. Es geht nicht um "Blaue gegen Rote" oder um "gewinnen oder verlieren." Jeder weiß, oder wird es noch merken, dass es ein verdammt langer und harter Weg ist, sich einen Charakter aufzubauen. Man investiert viel Zeit, Liebe und Arbeit. Das alles auf einen Schlag zu verlieren kann härter sein, als man es sich als Unbeteiligter denken kann. Die Tötung eines gehassten Charakters mag zum RP dazu gehören und ist in manchen Situationen sicherlich gerechtfertigt und tut der Situation/dem Lager/dem RP auch noch gut. Bedenkt dennoch, dass die Tötung das allerletzte und seltenste Mittel bleiben sollte. Es gibt genug andere Wege, jemandem im RP eins auszuwischen, oder ihm zu zeigen, wer die Hosen an hat. Schaut mal im TS vorbei und unterhaltet euch ein wenig. Findet heraus, dass der Spieler hinter eurem Erzfeind eigentlich ein ganz lieber Kerl ist. Das hilft ungemein, den Spieler nicht im selben Atemzug mit der von ihm ausgespielten Rolle zu verurteilen.

  • Baldric

    Hat das Thema geschlossen.