Strafkolonie Online

Nachdem ich vorhin sicher ein halbes Dutzend mal zu unserer Katze gesagt habe "Sag mal, wie DÄMLICH bist du eigentlich?", "Was bist du eigentlich für ein saudämliches Vieh?" und weitere Abwandlungen derselben Aussage, dachte ich, das ist eine kleine Geschichte, die erzählt werden muss. Und dass vieleicht andere schon ähnliche Momente der Fassungslosigkeit über soviel Blödheit von Mensch und Tier hatten. Dabei geht es ausdrücklich um selbst erlebtes, nicht um lustige Geschichten, die man im Internet so findet und die wohl die Hälfte schon kennt..

Hier also, was mir heute Vormittag widerfahren ist:

Aufgrund des morgen bevorstehenden Feiertages bin ich mit meiner Großmutter einkaufen gefahren. Zuvor hat meine Mutter bei ihr zu Hause noch Hausordnung gemacht - der Oma hilft man schließlich, wo man kann, vorallem, wenn sie im selben Ort wohnt und man keine große Strecke zurücklegen muss. Wie ich dort ankam, um sie abzuholen, war meine Mutter gerade mit der Hausordnung fertig und wir gaben uns, wie man so schön sagt, die Klinke in die Hand. Und sie fragt: "Hast du auch auf die Katze aufgepasst? Die lag unter deinem Auto, als ich weg bin!" Dazu sei gesagt, dass die Katze, da wir an einer Hauptstraße wohnen, die schon zahlreiche Katzen ins Nirvana befördert hat, entschlossen hatten, dass diese Katze eine Hauskatze bleibt ohne Freigang. Ein Vorsatz, mit dem vor ein paar Tagen gebrochen wurde. Ich sag nur so im Spaß "Seh ich ja dann, wenn ich wiederkomme, ob ich sie erwischt hab!" und fahr mit Großmuttern einkaufen.
Nun kennt ja sicher jeder das Phänomen, dass, wenn einem etwas durch den Kopf geht, man sich gern mal einbildet, für einen kurzen Moment im Augenwinkel etwas zu sehen oder leise zu hören, was mit der Sache, die einem im Kopf herumschwirrt, zu tun hat. Je nachdem, um was es sich handelt, kann einen das ganz schön kirre machen. Beim Edeka angekommen und aus dem Auto ausgestiegen hab ich auch prompt für einen Moment gedacht, ich hätte ein ganz leises "Mau" gehört. Ich zwinkere, guck mich kurz um, aber da ist nichts. Auch kein weiteres, für einen Edeka-Parkplatz untypisches Geräusch. "Toll!", dacht ich mir. "Jetzt hat mir meine Mutter nen Floh ins Ohr gesetzt, schönen Dank!"
Vollgerammelt wie ein Supermarkt nunmal an einem Donnerstag, auf den ein Feiertagsfreitag folgt, ist, waren wir einige Zeit im Edeka, bis ich schließlich mit gefülltem Einkaufswagen zurück zum Auto gehe, um schonmal alles in die rentnertypischen Weidenkörbe und Stoffeinkaufsbeutel zu verladen. Nichts gegen diese Behälter einzuwenden, umweltfreundlicher als drei Dutzend Plastiktüten und länger haltend sind sie allemal. Und wieder hab ich während dem gut zehnminütigen Umladen - nichts gegen diese Behälter, aber eine Plastiktüte ist einfach dehnbarer als ein Weidenkorb - einmal für einen winzigen Moment geglaubt, ein entferntes, leises Miauen zu hören. Naja, nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste. Der Parkplatz ist groß, den Edeka nutzen hauptsächlich Rentner und es ist eine ruhige, kleine Stadt. Nur gesehen hab ich auf die schnelle nicht, woher das leise, entfernte und einzelne, kurze "Miau" herkam.
Zurück bei Großmuttern schließt diese schon die Haustür auf, während ich den Einkauf aus dem Kofferraum höre. Nachdem ich ihr den Einkauf in die Küche getragen und nur kurz mit ihr geplauscht habe ging es zurück zum Auto und wieder nach Hause. Dort angekommen das Auto eingeparkt, abgeschlossen, die frische Luft eingeatmet - und da war es: "Miau!" Und direkt nochmal. Und nochmal. "Mauu! Maaauuuuu!" Von Mal zu Mal deutlicher und lauter. Und offenkundig aus ziemlicher Nähe. Umgesehen, nichts gesehen, nur wieder ein Miauen gehört. Als wäre es direkt neben mir. "Ist das blöde Vieh, kaum, dass ich wieder da bin, wieder unters Auto gehuscht, oder was?", dachte ich mir. Vielleicht bin ich ihr ja über den Schwanz gefahren, wenn sie blöd druntergerannt ist, während ich noch rollte, dachte ich mir und seh unters Auto. "MIAUUUU!" machte es deutlich hörbar - nur war da weit und breit keine Katze zu sehen. Ein Miauen folgte dem nächsten, aber egal, ob ich von der Seite oder von Hinten unter das Auto sah, da war keine Katze. Und das Miauen schien auch von etwas weiter oben zu kommen.
Also mach ich die Autotür nochmal auf. "Miau!" - eindeutig nicht von Innen, sondern von Außen zu hören. Völlig mit meinem Latein am Ende beschließe ich - einfach nur, um zumindest alles Mögliche probiert zu haben, schließlich klang das Miauen durchaus unglücklich - die Motorhaube zu öffnen. Ich hab den Haken unter der Haube noch nichtmal zur Seite geschoben, da seh ich schon diese zwei gelblich schimmernden Augen, wie sie mich durch den offenen Schlitz der Motorhaube angucken. "MAUUU!! MIAUUUUU!!!!" Die Motorhaube nach oben drückend und eine Woge warmer Luft ins Gesicht bekommend seh ich doch dieses saublöde Katzentier in meiner Motorhaube sitzen und mich - etwas zerzaust - völlig doof ansehend. Ich hab das "Sag mal, wie DÄMLICH bist du eigentlich?" noch nichtmal zur Gänze ausgesprochen, da hat sie sich schon herausgezwengt, ist aus der Motorhaube gesprungen und in den Garten hinter den Hund geflüchtet. Und wirft MIR noch einen verstörten Blick zu, als hätte ich ihr was getan.

Zitat von »Kharim«

//e: Aber sei froh dass sie noch lebt...eine unwirtliche Gegend, so ein Motorraum - vor allem wenn er läuft :p

Sie hatte wohl Glück, dass es wirklich nur sehr kurze Strecken waren. Ein Kilometer von mir bis Großmuttern, Pause. 500 Meter bis zum Edeka, lange Pause. 500 Meter bis zu Großmuttern, Pause. Ein Kilometer zurück zu mir. Wäre sie nicht wohlbehalten aus der Motorhaube gesprungen, hätte ich die Geschichte kaum so erzählt. So pietätslos bin ja nichtmal ich.

Zitat von »Harrock«

Wie dämlich kann man sein? Nur persönliche Erlebnisse mit Katzen.

Ich dachtes mir bei Karistons Post auch langsam