Wichtig ist, dass du verstehst – und das hat Haldregar wunderschön angedeutet – wie Rollenspiel funktioniert.
Rollenspiel heißt, dass du dich in einen Charakter (in eine völlig andere Persönlichkeit, in einen virtuellen Menschen) hineinversetzt und dieses Leben (wobei man virtuell nie außer Acht lassen sollte, was aber nicht bedeutet, dass man es nicht ernst nehmen sollte) steuerst. Ich ziehe gerne Vergleiche zu Lebenssimulationen, denn das bringt Rollenspiel ebenfalls mit sich. Hier werden Wirtschaft, Krieg, Frieden, Freundschaft, Feindschaft, Liebe, Hass, Arbeit (...) und viele weitere Dinge simuliert.
Nun, stelle dir vor, dass du in eine Welt geworfen wirst, in der einfache Mulle so groß wie Köter sind, in der aasfressende Riesenvogel so groß wie Ponys sind, in der aggressive Wölfe zuhauf in Rudeln herumlungern. Bist du sicher, dass du es mit diesen Wesen als unausgebildeter Mann ohne Kleidung aufnehmen könntest, so mit den bloßen Fäusten oder mit einem Ast? Und wieso sollte man solche Wesen überhaupt grundlos attackieren wollen? Erwischt dich eine Bestie und zerkratzt dich, blutest du und hast Schmerzen. Man sucht folglich einen Medicus auf, der einem verarztet. Und hat man nicht auch irgendwann Hunger? Sucht man sich dann nicht etwas Essbares? Oder versucht man nicht Arbeit zu finden? Kann man denn im echten Leben sagen ''Och, heute wieder acht Stunden arbeiten? Nee, ich will lieber Spaß und gehe in den Wald, um dort sinnlos Tiere zu töten, weil ich ja stark sein will.''? Ich glaube nicht. Und so in etwa wird es für authentisches Rollenspiel auf einem textlastigen RP-Server wohl verlangt. Das sehen zwar nicht alle so, aber dann muss man sich fragen, ob sie hier überhaupt richtig sind.
Rollenspiel ist wandelbar. So können Führer gestürzt werden, Arbeiter können eine Revolution starten, Leute können sterben und neue Leute kommen. Es gibt Hinterhalte, nette Geschenke, Freundschaften, Vertrauen, Misstrauen, Furcht, Freude - alle Arten von Emotionen und Situationen. Und da alles so wandelbar ist, so streng und so konsequent, sollte man wirklich überlegen, ob man solchen Dingen gewachsen ist mental.
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Denn bei so einem doch schon anstrengenden Hobby, für das man einfach Spaß empfinden und auch - ganz wichtig! - Zeit aufbringen muss, um es überhaupt lange spielen zu können, kann es sein, dass man vieles miteinander verbindet. Den Fehler begehen leider viele. Im Rollenspiel tut ihnen ein Charakter etwas und sie übertragen das (also die eigenen Gefühle in dem Moment, eventuell Wut, Hass) dann auch auf den Spieler dahinter, der eigentlich nur seine Rolle ausspielt. Und Rollen gibt es viele verschiedene. Es gibt Arschlöcher, Gutherzige, Normalos und vieles mehr. Ja, wenn man nicht dafür gemacht ist, sollte man sich, wenn man diese Erkenntnis für sich gewinnt, dass man dem nicht gewachsen ist, doch lieber fernhalten. Es gibt auch einige, die nehmen sich Dinge im RP so sehr zu Herzen, dass sie mal für Tage oder Wochen aus dem Projekt verschwinden oder OoC (Out of Character = außerhalb des Charakters, also in der Realität stattfindend) Hetzkampagnen starten gegen einzelne Spieler. Auch damit will erst einmal umgegangen werden, wenn es die eigene Person einmal betreffen sollte.
Ich kann nur empfehlen, das ganze als sehr, sehr bitter ernstes Spiel anzusehen, bei dem es aber noch immer nur ums Spielen geht. Ein Spiel, bei dem die Spieler den Spielspaß aus dem virtuellen Leben ziehen. Versuche das ganze locker anzugehen vorerst, doch versetze dich dabei in deinen Charakter hinein, denn nichts ist schlimmer im Rollenspiel in einem Gothic-Szenario, als ein einfacher Mann, der dahergelaufen kommt und mitten auf dem Kontinent Midland im Königreich Myrtana unter König Rhobar II einfach sagt, er heiße Matthias und komme aus Thüringen, Deutschland. Und er wäre Informatiker und suche eine Gruppe zum schnellen Leveln.
Ich denke, dass das verständlich sein sollte. ^^
Man nehme sich Haldregars Wort zu Herzen und spiele einfach einmal drauf los, nachdem man dem eigenen Charakter eine Persönlichkeit verpasste. Der Fortschritt will schon erarbeitet werden, ja, sogar viel Zeit fressen, aber die Ziele sollte man am Charakter festmachen, nicht am eigenen und persönlichen Wunsch. :> >Vielleicht willst du ja gerne Schatten werden, doch aber dein Charakter wird Jäger? Oder Söldner? Oder Magier? Vielleicht bleibt er ja ewig Buddler, was auch unfassbar viel Spaß machen und Vorteile bringen kann. Das, werter Seratix, lasse einfach auf dich zukommen. Wenn man eines nicht biegen kann, dann RP.