Aus dem Leben eines Gurus sollen hier unregelmäßig alltägliche Belanglosigkeiten geschildert werden. Ob es jemanden interessiert oder nicht? Was ändert das schon?
Grün schwimmt oben
Mit einem Schwall ergoss sich das Wasser in die Wanne. Es roch schon vorher dort streng, verfault, verwest, und doch würde auch dieses Wasser nichts daran ändern. Der Guru starrte in die steinerne Wanne. Durch den Schwall wurde Dreck aufgewirbelt, der sich nun langsam abzusetzen begann, genauso wie die kleinen Wasserpflänzchen und Algen, die unfreiwillig ihrer angestammten Heimat entrissen worden waren. Der Guru starrte immer noch. Das Wasser beruhigte sich. Der Guru starrte. Die Wasserpflänzchen wurden langsamer. Er starrte.
Als nun keine Bewegung mehr im Wasser zu erkennen war und sich die Wasserpflänzchen und Algen, der Dreck, der Sand und alles was in diesem modrigen Wasser war, in einer Weise angeordnet hatten, wie es normal zu sein pflegt, da starrte der Guru nicht mehr. Nein. Er riss seine Augen noch weiter auf, öffnete dazu den Mund und stieß einen lauten Freudenschrei in den Himmel aus: „Gelobt sei der Schläfer! Der Schläfer erwache!“
Heiteren Gemüts verließ nun der Mann mit Glatze diesen Ort, wo über den Tag hin das Wasser im ständigen Kampf mit der Sonne sein würde und bis zum morgigen Tage diesen Kampf weitgehend verlieren würde, nur damit am nächsten Morgen aufs Neue Wasser in das Becken gegossen werden würde. Der Mann hingegen zog weiter und wies einen jeden, den er traf, darauf hin, dass er ein klares göttliches Zeichen erhalten habe, das nur einen Schluss zulassen würde und dieser müsse unverzüglich zum Wohle Aller umgesetzt werden. Und wenn jemand den Fehler machte, nachzufragen, dann konnte er erfahren, dass ein Stein die Antwort auf alles sei und dass der Schläfer dringend einen Stein brauche. Was für einen Stein? Das sei nicht von Belang, denn es gehe ja um den Stein, nicht um die Qualität des Steines. Wo er zu suchen sei? Ihn könne man nicht suchen, denn wer suche, der suche bloß um zu suchen, niemals aber um zu finden. Wenn man ihn aber fände, dann allein aus göttlicher Gnade.