„Noch‘n Humpen?“ lächelt die Bedienung Kjell an und räumt die Holzkrüge vom Tisch. Er nickt in die Runde „Haja oder?“ Alle nicken und stimmen fröhlich mit ein. Es war nicht ihre erste Runde und wenn den Durst der Männer an diesem Abend einschätzt wohl auch nicht ihr letzter.
„Na Kjell.“ brummt ein bärtiger Geselle ihn an „Wann haust‘ endlich von deinem Vadda ab wie du g‘meint hasch?“ Diese Frage hört der junge Mann nicht gern. Kjell war der mittlerweile jüngste in der Familie. Er hat zwei Schwestern und hatte zwei Brüder. Einer Brüder sind im Krieg gefallen und eine der Schwestern bereits verheiratet aus dem Dorf gezogen. Deshalb fällt die Arbeit mehr und mehr auf ihn ab. Er reibt sich die Hände, die immer noch nach Fisch riechen, an der dreckigen Hose ab „Ne… weißt du alles nicht so einfach.“ Er winkt ab „Brauch noch ne Weile bis ich genug angespart hab. Weisch… und bald sind ja die Burschen vom Bruder au alt genug, dass sie helfe könne.“
Die neue Runde wird auf den Tisch gestellt und die Männer hoben die Humpen „Weisch du.“ der bärtige Mann wischt sich den Schaum vom Mund „Das alles Moleratkacke was du da erzählst!“ Er klopft Kjell auf die Schulter „Du mein Freund hast einfach keine Eier in der Hose.“ Er lacht schallend. Kjell will etwas entgegnen, aber seine Freunde stimmen mit ein „Ja da hat er recht. Du stehst kaum für dich ein und lässt dir von deinem Vadda alles vorschreiben“ ein anderer klopft auf den Tisch „Du musst endlich mal aufwachen. Das Land ist seit Jahrzehnten im Krieg. Jeden Tag könnte dein letzter sein, wenn hier plötzlich mal Orks auftauchen. Willst du ewig dich nach den Schlägen deines Vaters richten?“ Er haut stärker auf den Tisch, sodass von anderen Tischen der Eine oder Andere herüber schaut „Mach was.“
Kjell zog das Bier herunter und lässt den Humpen auf den Tisch poltern „Ich und nicht für mich einstehen?“ Er wischt sich den Schaum ab und winkt zur Bedienung. Diese nickt nur und holt von den Männern die Humpen ein ehe sie eine neue Runde holt „Was ihr wieder für ne Scheiße labert. Nur weil ich für meine Familie einstehe. Pff… nur weil ihr so zufrieden mit dem Scheiß Job eurer Eltern seid und nichts ändern wollt bin ich jetzt der dumme? Hm?“ Zwar wusste Kjell ganz genau, dass sie den Nagel auf den Punkt getroffen hatten, aber wer gibt sowas schon zu? Vor allem wenn man noch bevor die Sonne aufgegangen ist aufgestanden und den ganzen Tag geknechtet hat, um sich dann nach nem besonders harten Arbeitstag sich von seinen Freunden anpampen zu lassen. Das Bier tat natürlich sein Übriges.
„Das jetzt aber die letzte Runde. Müssen heute früher Schluss machen.“ meint die Bedienung plötzlich als sie die neue Runde bringt. Die Männer kramen ihre Goldmünzen vor und zahlen einer nach dem anderen „Ach weißt du Kjell.“ sagt der Bärtige „Red dir das nur weiter ein. Naja war nen guter Abend soweit.“ Die Männer prosten erneut und stürzen ihr Bier hinunter.
„Wisst ihr.“ sagt der Schmächtige in der Runde „Ich sag ja zu keinem Bier nein aber nen guter Wein wäre mal wieder was.“ Die Runde stimmt ein „Ja ewig kein Wein mehr gehabt, aber hier ist zu und der einzige Wein im Dorf ist für den reichen Adelsschnösel da.“ der deutet aus dem Fenster und deutet in die Richtung, wo der reiche Mann lebt. „Wisst ihr was…“ sagt der letzte in der Runde, mit den kaputtesten Zähnen „Ich hab ne Idee.“
So schlenderten die Vier durch die nächtlichen Straßen, naja, eher Wege ihres Dorfes. Von der Kneipe wo hinter ihnen die Lichter aus gehen wankten die Männer mehr als zu laufen. Der eine grölte durch die Nacht und zwei hörten nicht auf zu kichern wie kleine Buben, die gerade erfahren haben das 24 lustiger ist als 23.
„Pscht. Jetzt.“ keift der Bärtige die Anderen an. Er deutet zum Fenster des Hauses oder eher der kleinen Lagerhalle „Mia sin do.“ gluckst er „Schnell jetzt.“ Erstaunlicherweise kriegen die Männer es noch hin eine passable Räuberleiter zusammenzustellen. Diese fällt zwar beim ersten mal um, doch beim zweiten mal hält sie Kjell der, voll wie Zwei, sich durch das Fenster zwängt. „Pscht…schnab dia paar Flasssschen und Hop! Hop! Zeig, dass du Eier hast.“ winkt der Bärtige frech grinsend während der Schmächtige keucht vor Kjells Gewicht. Kjell selbst schmlüpft durch das Fenster und kneift die Augen zusammen. Draußen waren seine Augen noch am Licht der angepasst, weshalb er erstmal etwas brauchte bis seine Augen im Dunkeln besser sehen konnte. Er kramte herum in dem kleinen Raum der mit verschiedensten Gütern geschmückt war. „Mach mal!“ schallt es von draußen. Hastig suchte Kjell nach dem kostbaren Gut und da - der Wein. Er holte aus einer Kiste feinsten Wein von den südlichen Inseln heraus. Eine? Ne muss sich schon lohnen. Er griff sich gleich drei Flaschen als er den Aufstieg zum Fenster begann. Er reichte zwei Flaschen heraus und war bereits halb aus dem Fenster gestiegen als plötzlich eine Stimme durch die Nacht schallt. „Heyda! Was macht ihr da?!“
Die ach so stabile Räuberleiter versagte und das letzte was Kjell sah war ein verschwommenes Licht das auf sie zu gerannt kam und danach der dumpfe Aufprall.
„Na.“
„Hey du?“
„Bist du taub oder was?“
Es rattert an der Zelle. Kjells Kopf brummte immer noch. So richtig wusste er nicht mehr was an dem Abend passiert war. Die Wachen berichteten ihm er habe versucht Wein zu klauen und war voll für Zwei. Zusammengeflickt wurde er, aber nur notdürftig. Er lag einige Zeit im Knastlazarett ehe man ihn weiter verfrachtete. „Was denn…eh los?“
„Genug ausgeruht. Dein Arsch kommt jetzt in die Kolonie.“ meinte die Wache während die Zellentür scheppernd aufgezogen wurde.
„Oh man.“ seufzt Kjell