Aktuelles Aussehen:
Fitz erscheint als 1,86 großer Mann mit dunkelbraunen Haaren und Bart in welchen sich erste graue Strähnen bilden, älter als er ist. Wie alt er genau ist weiß er jedoch selbst nicht und schätzt sich auf Anfang bis Mitte 30. Seine Haare trägt er meist zu einem Zopf mit einem Lederband nach hinten gebunden um freie Sicht zu haben. Manchmal trägt er die Haare auch offen und sie reichen ihm ein gutes Stück unter das Kinn. Von der Statur entspricht Fitz wohl dem Durchschnitt auch wenn ein breites Kreuz und leicht trainierte Ober- sowie Unterarme auf ein arbeitsreiches Leben hindeuten. Seine Augen sind im inneren der Iris braun und werden nach außen hin leicht bernsteinfarben. Eine geringfügig schiefe Nase deutet auf die eine oder andere Auseinandersetzung in der Vergangenheit hin.
Vergangenheit:
Kindheit:
Fitz ist als jüngstes von drei Kindern als Sohn eines einfachen Dorfschmieds und einer Bauernmagd geboren worden. Seine Mutter lernte der kleine Fitz nie kennen, da sie kurz nach der Geburt dem Kindbettfieber erlag. Sein Vater gab ihm dafür immer die Schuld und strafte ihn meist mit Missachtung, was dem Jungen jedoch lieber war als die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Vaters beziehungsweise seines Gürtels. Seine ältere Schwester war eine Art Ersatzmutter für Fitz und sorgte sich liebevoll um ihn, weshalb Fitz eine besondere Wahrnehmung von Frauen hat die sich aufopferungsvoll und gütig um andere Menschen kümmern. Seine Schwester, sie hieß Vinna, heiratete jedoch nach einigen Jahren als Fitz etwa 9 Jahre alt war und verließ die Familie um woanders zu leben. Kurz darauf verstarb auch sein ältester Bruder, weil er sich auf eine Kneipenschlägerei einließ, welche unabsichtlich tödlich verlief, nachdem Fitz Bruder während der Prügelei stürzte und sich das Genick brach.
Fitz Vater, all seiner anderen Kinder beraubt und ohne Weib, verfiel der Trinkerei und ließ seinen Unmut oft an dem Jungen aus. Auch wollte er den Jungen der seiner Meinung nach Schuld an seinem Unglück war, nichts über sein Handwerk beibringen. Er schleppte den Jungen höchstens mit in die Dorftaverne, jedoch nicht aus Herzensgüte, sondern um jemanden zu haben der ihn betrunken nach Hause schleppen konnte. In dieser Zeit suchte Fitz Trost in der Musik und den Geschichten der Barden, welche ab und an durch das Dorf zogen. Es dauerte nicht lange, da konnte Fitz viele der Geschichten begeistert auswendig aufsagen oder mitsingen.
Eines Tages erschien eine Spielmannstruppe in dem Dorf, angeführt von einem alten Barden, welchen alle Meister Yorvan nannten. Meister Yorvan war bereits alt, doch das Alter brachte auch die Erfahrung und so dauerte es nicht lange, dass Yorvan das Potenzial von Fitz erkannte. Da Yorvan einen jungen Gehilfen gebrauchen konnte der sein Gepäck trug, dabei half das Lager bei Nacht aufzuschlagen, Feuerholz und Wasser zu holen, dauerte es nicht lange dass der alte Meister Fitz Vater anbot, seinen Jungen als Barden auszubilden.
Wut, Trauer und Trunkenheit ließen Fitz Vater das Angebot zunächst ablehnen. Als Yorvan jedoch mit einem kleinen Geldbeutel eines morgens bei ihrem Haus auftauchte und sein Vater mit rot geäderten Augen und gierigem Blick den Beutel an sich nahm, da war die Zukunft des jungen Fitz besiegelt. Er würde zum fahrenden Volk gehören und Barde werden.
Mit kaum mehr als seinen Kleidern am Leib, begann der Junge somit seine Reise in eine Welt die ihm fast gänzlich unbekannt war. Und er schaute nie zurück ...
Jugend:
Die ersten Jahre der Lehre und des Reisens waren besonders aufregend für Fitz. Aus dem Knaben wurde langsam ein Jüngling und Meister Yorvan gab sich Mühe, sowohl Geist und Körper des heranwachsenden Fitz zu fördern und zu formen. Fitz hatte bisher - bis auf das bisschen Erziehung durch seine Schwester und die Besuche in der Taverne mit seinem Vater - kaum gelernt wie man sich in der Gesellschaft richtig verhält. Er war bei Innos nicht schüchtern, sondern eher das Gegenteil und schien fast keinerlei Berührungsängste zu haben oder etwas von den unterschiedlichen Ständen in der Gesellschaft zu begreifen. Dies führte des Öfteren zu der einen oder anderen unangenehmen Situation sowohl für Schüler als auch den Meister. Yorvan bemühte sich also den jungen Fitz immer beschäftigt zu halten und immer wieder Verhaltensregeln mit ihm zu üben. So bestanden die Tage, Wochen und Monate aus vielen immer wiederkehrende Aufgaben, welche Fitz, der durch seinen Vater quasi zur Untätigkeit verdammt gewesen war, beinahe inbrünstig übernahm und jedes neue Wissen in sich aufsog.
Durch das Reisen und ständige auf- und abbauen des Lagers, sowie der Wanderbühne, erarbeitete sich Fitz eine gute Konstitution und der Jüngling wurde zusehends auch kräftiger und ähnelte weniger einer verlotterten Vogelscheuche. Gutes Essen und saubere Kleider trugen ihren teil dazu bei. Es war auch in jener Zeit, dass Fitz das Lautenspiel beigebracht bekam. Die Wahl der Laute geschah durch Fitz mehr oder weniger intuitiv, denn Meister Yorvan war eigentlich ein begnadeter Harfenist, doch Fitz hatte weder die Muße noch die Geduld dieses "königlichste unter allen Instrumenten", wie Meister Yorvan zu sagen pflegte, zu erlernen. Eine Harfe erschien Fitz, der die Musik zwar liebte aber nunmal auch der Sohn eines Schmieds war, einfach zu weiblich und besonders zu sperrig um damit gut auf Reise gehen zu können.
Yorvan nahm Fitz also so gut wie auf alle seine Reisen mit und zeigte ihm so viel vom Lautenspiel wie er konnte. Doch er trug Fitz auf, sich wann immer es die Zeit zuließ, mit anderen Barden und Spielmännern zu unterhalten, zusammen zu spielen und von ihnen zu lernen was es zu lernen gab. So erhielt der jugendliche Fitz die Möglichkeit mit den verschiedensten Leuten ins Gespräch zu kommen, die wunderlichsten Dinge zu erblicken und beinahe ganz Myrtana zu bereisen. Besonders diese Zeit prägten Fitz Verständnis vieler Dinge auf der Welt, doch besonders lernte Fitz in dieser Zeit, dass sich Loyalität auszahlt, jedoch auch eine Sache des Gleichgewichts sein sollte. Loyalität kann nur von jemandem erwartet werden, der diese Loyalität auch würdigt und belohnt.
Dies waren wohl die unbeschwertesten Jahre des Bardenlehrlings, doch wie alles im Leben, sollte auch diese Zeit des lernen, staunen und bewundern nicht von endloser Dauer sein …
Erwachsen:
Auf die Unbeschwertheit der Jugend folgten dann als bald die Bürden, Pflichten und Gängeleien die einen Erwachsenen mit Wehmut an die sorgloseren Tage als Kind zurückerinnern lassen. Auch wenn einem die "alten Leute" immer wieder sagen wie kurz das Leben sei und man solle seine Kindheit und die Jugend genießen, so kann es doch keiner der Jünglinge erwarten erwachsen zu sein, nur um sich dann zu wünschen sie mögen wieder Jünglinge sein. So erging es auch Fitz, der sich als junger Mann immer mehr danach sehnte als fast vollwertiger Barde seinen eigenen Weg zu gehen und nicht mehr an das Wort seines Meisters gebunden zu sein.
Der alte Yorvan hatte sich nun in Geldern niedergelassen und wurde als meisterlicher Barde oft in die nicht weit entfernte Burg Gotha eingeladen um den Paladinen aufzuwarten und aufzuspielen. Fitz begleitete ihn oft auf diese Ausflüge als sein Adjutant und genoss die Abwechslung zum regen Handelstreiben von Geldern. Wie jeder junge Mann war er fasziniert von der Disziplin und dem militärischen Gebaren, welches die Paladine und deren Knechte an den Tag legten und träumte an manchen Tagen davon, wie sein Leben wohl im Dienste des Königs sei. Besonders in jenen Tagen, als die Ausrufer des Königs immer wieder durchs Land und durch die Tavernen zogen um junge Männer für die Armee zu rekrutieren. Der Krieg mit den Orks schien an Fahrt aufzunehmen und die Truppen der Orks ließen sich wohl nicht so einfach zurückschlagen wie viele Leute zuerst angenommen hatten. Schließlich herrschte ja König Rhobar der II. über das Reich, der Vereiner der vier Reiche an der myrtanischen See.
Unzählige Loblieder hatte Fitz sich über die Heldentaten des Königs von seinem Meister Yorvan anhören und einprägen müssen. Doch es waren Lieder die besonders unter den Paladinen, welche sie dieser Tage öfter aufsuchten, beliebt und brachten somit gutes Gold ein.
Diese Sehnsucht fiel dem weisen Yorvan natürlich auf und so bat er seinen Lehrling zu sich, um ihn ins Gewissen zu reden. Fitz solle sich auf den Abschluss seiner Ausbildung besinnen. Kriege würde es immer wieder geben, doch es brauchte auch jene die von den Heldentaten und Schrecken einer Schlacht sangen um das Andenken der Gefallenen zu bewahren. "Ein Barde ist das Gedächtnis des Volkes, mein guter Junge", sprach der Alte zu Fitz und sah ihn dabei gütig und besorgt zugleich an. Doch der Hochmut der jungen Jahre ließen Fitz dies nur als sorgenvolles Gerede und Zaudern eines alten Mannes abtun, welcher auf seine alten Tage keine Risiken mehr eingehen wollte. Doch Fitz blieb, denn er wusste was er seinem Meister schuldig war und Loyalität wär Fitz stets einer der wichtigsten Werte. "Am Ende des Tages hat ein aufrechter Mann nur sein Wort das er geben kann. Und was sollen das für Zeiten sein, wo das Wort eines Mannes nichts mehr zählt?" Diesen Spruch hatte er sich während seiner Lehre sehr gut eingeprägt und zu einer Art Lebensweise verinnerlicht. So schloss Fitz seine Lehre als Barde ab, auch wenn der Krieg voranschritt und es immer schwieriger wurde zu reisen, denn schließlich durfte er auch ohne seinen Meister durch die Lande ziehen und auftreten. Er hatte sogar einen Freibrief erhalten in welchem ihm erlaubt wurde, die bekanntesten Lieder seines Meisters aufführen zu dürfen, was den jungen Mann besonders stolz machte.
Auf einer dieser Reisen kam er nach Silden. Silden, war jenes Dorf in das seine Schwester vor so vielen Jahren gezogen war, als sie sich mit einem bessergestellten Bauern aus der Gegend verheiratet hatte. Viele Jahre hatte Fitz nun schon nicht mehr an sie gedacht und beinahe vergessene Bitterkeit und Trauer stiegen wieder in ihm auf. So kehrte der junge Barde in einem Wirtshaus ein und nahm sich vor die kommenden Tage zu nutzen um sich nach seiner Schwester und ihrem Verbleib umzuhören und nutzte den Tag um hier und da im Ort nach seinen Verwandten zu fragen. Am selben Abend seiner Einkehr trat er für ein einfaches aber gutes Mahl im Wirtshaus von Silden auf. Das Publikum bestand zum großen Teil aus ansässigen Bauern, einigen Händlern und einer Gruppe junger Wachsoldaten, welche es sich in den Kopf gesetzt hatten ihren Sold in Bier und Schnaps umzusetzen.
Junge Männer, Alkohol und das Wissen ein paar Kumpanen im Rücken zu haben, bringen so manch einen auf dumme Ideen. Besonders solche Kumpanen welche dem jungen Barden, dem die Frauen hinterherschmachteten, unbedingt eine Lektion erteilen wollten. Fitz spielte vielleicht das dritte Lied des Abends als sich die Wachsoldaten auch mit ihm anlegten. Angeblich würden seine Lieder die Ehre des einen oder jene des Königs beleidigen. Alles gute zureden des jungen Barden konnten die unvermeidliche Wirtshauskeilerei jedoch nicht abwenden und so geschah es, dass Fitz sich als bald auf nassem Stroh in einer dunklen, muffigen Zelle der Wachstube von Silden wiederfand.
Der Abstieg in die Kolonie:
Als Fitz einige Tage später unsanft mit einem Schwall kalten Wassers geweckt wurde, stand zunächst einer der Wachsoldaten im Gegenlicht einer Fackel und versperrte ihm die Sicht aus seiner Zelle heraus. Er sprach davon, dass er nochmal Glück gehabt habe und froh sein solle eine so fürsorgliche Nichte zu haben. Als der Wachsoldat Fitz am Kragen packte und aus der Zelle beförderte, war diesem noch immer nicht ganz klar, was vor sich ging. Was für eine Nichte? Wovon redete der Wachsoldat? Doch Fitz war so geistesgegenwärtig einfach seinen Mund zu halten und froh über die Möglichkeit zu sein seine Zelle zu verlassen.
Im Hof des Wachhauses wurde Fitz dann in einen Heuhaufen gestoßen und ihm wurde befohlen zu warten und keine Dummheiten anzustellen. Der Ton des Wachmanns ließ aber durchklingen, dass er es auch nicht schlimm fände, wenn Fitz ihm irgend einen Vorwand liefern würde ihn wieder in seine Zelle zu befördern. Der Gesichtsausdruck des Wachsoldaten ließ sogar den Schluss zu, dass er diese Gelegenheit nur allzu gerne nutzen würde um dem Barden eine erneute Abreibung zu verpassen. Fitz jedoch saß ganz ruhig im Stroh und genoss die frische Luft, welche sein Gesicht sanft umspielte und den Geruch von Wald und Wiese mit sich trug. Versonnen schloss er die Augen und versuchte diesen einfachen Moment auszukosten. Wie sehr man etwas selbstverständliches wie klare, frische Luft zu schätzen weiß, wenn man einige Tage in einer muffigen, kalten und feuchten Zelle verbringt, dachte er bei sich. Die Vormittagssonne stand am Himmel und spendete Wärme, ohne jedoch unangenehm zu sein. Nach einigen Momenten die er so verweilte, schien sich eine Person vor ihm in die Sonne zu stellen, was er am Ausbleiben der Wärme sofort merkte. Er fragte sich ob der Wachmann wieder zurück sei und was es nun mit dieser ominösen Nichte auf sich hatte, von welcher er nichts wusste. Als er die Augen öffnete stand eine junge, hochgewachsene Frau vor ihm, kaum mehr als ein Kind, desto länger er sie anschaute.
Die junge Frau musterte ihn aus hellbraunen Augen, welche ihn ein wenig an die Farbe von Karamell erinnerten. Sie hatte schwarze, lange Locken und sah ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Hoffnung an. Fitz musste bei den Locken und der Gestalt ihrer Figur direkt an seine Schwester denken, auch wenn ihr Haar nicht so dunkel war wie das seiner Schwester. Es schien als würde sich widerspenstig ein leichter Blondstich gegen das dunkle schwarz wehren zu wollen und im Licht des Tages schien das Blond ein wenig mehr hindurchzustechen. Es brauchte nur ein paar Augenblicke bis Fitz sich gesammelt hatte und sich aus dem Stroh erhob um sich aufzurichten. Im Stehen, war er eine gute Handbreite größer als die junge Frau und schaute sie nun fragend und unschlüssig an. Der Barde klaubte sich einige Strohhalme aus seinem Haar und strich auch welche von seiner Kleidung als er fragte, ob sie die Frau sei, welche behaupten würde sie wäre seine Nichte. Sie nickte. Es war ein einfaches aber bestimmtes Nicken, eines mit dem man etwas bestätigt, was doch eigentlich offensichtlich zu sein scheint. "Onkel, oh Onkel ich hätte nicht gedacht, dass ich dich einmal zu Gesicht bekomme! Ich habe gehört wie du im Ort nach Mutter gefragt hast und als ich dann nach dir suchte, sagte man mir du hättest dich mit der Wache angelegt und man hat dich in die Zelle der Wachstube geworfen." Sie sprach diese Worte und fiel ihm in die Arme. Fitz der schon lange nicht mehr eine so vertraute nähe gespürt hatte, schluckte schwer an dem Kloß in seinem Hals, welcher ihm das Atmen schwer und die Brust eng machte. Da kam der Wachsoldat hinzu und meinte nur abfällig: "Deine Strafe ist beglichen und bezahlt du Krakeeler. Sieh zu, dass du verschwindest und mach keinen Ärger mehr!" Mit diesen Worten drehte sich der Soldat um und verschwand wieder in der Wachstube aus der dumpfes Lachen und der Geruch nach Schweiß und schalem Bier drang. "Ich heiße Vivian", meinte seine Nichte und führte ihn aus dem Hof der Wachstube und hin zum Ortskern von Silden.
Gemeinsam suchten sie das Wirtshaus auf, wo Fitz nach einigem guten Zureden und Verhandeln mit dem Wirt seine Laute, sowie seine restliche Habe ausgehändigt bekam. Sein Geldbeutel war natürlich auf mysteriöse Art und Weise verschwunden und er machte die Wachsoldaten indirekt dafür verantwortlich, doch Fitz war sich sicher, dass der Wirt sich das Gold einfach eingestrichen hatte. Ohne Zahlungsmittel saß er also da in der Taverne und betrachtete ungläubig über den Tisch hinweg seine Nichte. Er hatte tatsächlich eine Nichte. "Vivian", murmelte er und seine Augen blickten in die Ferne seiner Kindheit. "Meine Mutter hieß Vivian", meinte er schließlich und schaute zu seiner Nichte. Diese berichtete von ihrem Leben in Silden, wie vor einigen Jahren ihr Vater verstorben sei und sie und ihre Mutter mit dem kleinen Hof zurückgelassen hatte. Vor wenigen Monaten dann, so berichtete sie, sei ihre Mutter - Fitz Schwester - an einem langen und auszehrenden Fieber erkrankt und schließlich verstorben. Vivian endete an dieser Stelle mit ihren Erzählungen und fing leise an zu weinen. Fitz, welcher völlig überfordert schien, versuchte sie zu trösten und fragte sich sogleich, was er tun konnte für seine Nichte. Geschwister hatte sie wohl keine und auch keinen Mann, welcher sich um sie kümmerte. Den Hof hatte sie bald aufgeben müssen und war ins Dorf gezogen, schon allein um ihre Mutter besser zu versorgen. Während der Barde seine Nichte also tröstend im Arm hielt, baumelte ihr eine Kette unter der Tunika hervor, welches er kurz betrachtete und dann traurig lächelte. "Diese Kette, fertigte mein Vater für meine Mutter an. Nach ihrem Tod bekam meine Schwester sie." Fitz versuchte Vivians Tränen zu trocknen und sich schluchzte noch ein paar mal, bevor sie sich zu beruhigen schien. Diese sprach dann zum Wirt, welcher grade an ihrem Tisch vorbei kam. "Bjorn, bring uns doch eine Falsche Wein, welche wir mitnehmen. Mein Onkel und ich haben noch viel zu erzählen, wo wir uns nun gefunden haben." Der Wirt hob fragend eine Braue und musterte Fitz bei den Worten Onkel ein wenig skeptisch, zuckte dann aber mit den Schultern und brachte die geforderte Flasche. Vivian bezahlte diese trotz der Proteste von Fitz und bedeutete diesem ihr zu folgen. Sie gingen nicht weit durch den Ort, bis sie an einer schäbigen, alten Bauernkate angekommen waren. Fitz Nichte bat ihn hinein und sie setzten sich in einer kleinen Kammer an einen wackeligen Holztisch, welcher sicher schon bessere Tage gesehen hatte. Fitz schaute sich um und beschämt wurde ihm klar, dass seine Schwester und seine Nichte in den letzten Monaten oder gar Jahren wirklich nicht gut gelebt und gehaust hatten. Wie hatte er nur nie nach ihr sehen können, warf er sich vor.
Sie redeten den ganzen Mittag und auch den ganzen Nachmittag, bis es schließlich Abend wurde und der Wein schon längst leer war. Fitz war leicht benommen vom Wein und von der Trauer um seine Schwester. Doch er war auch glücklich seine Nichte gefunden zu haben, obwohl er garnicht gewusst hatte, dass er überhaupt eine hat. Während sie so redeten, fing Vivian erneut an zu weinen. Zunächst schien sie nicht sagen zu wollen, was ihr solchen Kummer bereitete, doch als Fitz nicht locker ließ fing sie unter Tränen an zu erzählen, dass ihr Martyrium nicht mit dem Tod ihrer Mutter geendet hatte. Die Schulden, welche sie Machen mussten um die Medizin und Kräuter für ihre Mutter zu bezahlen hatten dazu geführt, dass sie den Hof abgeben mussten. Doch sie schuldeten dem König noch Gold für die Steuer. Der königliche Steuereintreiber jedoch käme jeden Monat und verlangte eine immer höhere Summe und drohte bei weiterer Säumigkeit der Zahlungen an die Krone mit Kerker. Er schien sie seit einigen Monaten jedoch zu bedrängen und schlug immer wieder vor, dass ein so hübsches, junges Ding wie seine Nichte nicht in den Kerker gehören würde und wäre sie ihm anders zu diensten, dann würde er über die Säumigkeit weiter hinwegsehen. Morgen schon wäre er wieder da und Vivian war wohl so verzweifelt, dass sie nicht weiter ablehnen könne. Fitz kreiste der Kopf und er trank seinen letzten Schluck Wein. Er schmeckte schal und abgestanden. Seine Zunge schien taub und er dachte noch kurz, wie er als trinkfester Barde so benommen sein konnte von dem bisschen Wein, doch er schob es auf die Trauer und die Tage in der Zelle. Ohne groß etwas erwidern zu können verfrachtete Vivian ihn auf eine Strohmatratze und er schlief sofort tief und traumlos ein.
Als Fitz dann wieder erwachte, war es immer noch dunkel draußen. Als er sich mit schwerem Kopf erhob und nach draußen blickte merkte er jedoch, dass die Sonne noch nicht lange untergegangen war. Hatte er tatsächlich einen ganzen Tag bis zum nächsten Abend verschlafen? Noch immer benommen tastete er über den Tisch und suchte nach einer Karaffe mit Wasser oder etwas anderem um seinen Durst zu stillen, doch er fand nur einen Zettel auf dem stand:
Lieber Onkel,
ich bin zum Wirtshaus gegangen um dem Steuereintreiber zu geben, wonach es ihn verlangt. Ein Leben im Kerker zu fristen würde mich sicher umbringen und ich kann nicht erwarten, dass du einer Nichte, welche du nicht kennst zur Seite stehst.
Vivian
Fitz zerknüllte den Nachricht und stolperte sogleich aus der Tür. Wankend und unsicher taumelte er die Hauptstraße von Silden hinunter in Richtung Wirtshaus. Seine Schritte gewannen mit der Zeit mehr an Sicherheit, doch er fragte sich noch immer, warum er so verdammt benommen von dem Wein war. Doch alles was zählte war seiner Nichte zur Hilfe zu kommen. Dieses unschuldige Mädchen sollte nicht ihre Unschuld an einen erpresserischen und sicher schmierigen Steuereintreiber verlieren! Er würde sie schützen, ja mit auf seine Reisen nehmen und vielleicht zur Bardin ausbilden, da war er sich sicher. Fitz stieß die Tür zum Wirtshaus auf und fiel beinahe mit ihr in den Schankraum. Der Wirt eilte sogleich herbei und schien nicht erfreut, er schien zu spüren das sich Ärger zusammenbraute. "Was willst du hier schon wieder? Hast du nicht genug Ärger gehabt?"
Der Barde packte sich den Wirt und schrie: "Meine Nichte! Wo ist sie?" Er schüttelte den Wirt in schier unbändiger Wut, bis dieser unsicher zu den Treppen deutete, welche ins obere Stockwerk zu den Schlafkammern führte. Fitz nahm sich sein Gürtelmesser, stieß den Wirt von sich und stapfte polternd die Treppe hoch. Die meisten Kammern waren leer, doch als er die Tür der letzten öffnete, blickte er auf den Rücken und das Hinterteil eines kahlköpfigen, fetten, alten Mannes. Seine Nichte lag mit bis zum Kinn geraffter Decke auf dem Bett und schaute ihn mit tränennassen Augen an. Zorn bemächtigte sich dem sonst so ausgeglichenen und fröhlichen Barden. Mit einem wilden Schrei aus Trauer, Wut und Verzweiflung über sein zu spätes Erscheinen, stach Fitz immer wieder mit seinem Messer zu. Blut färbte sein Hemd rot und benetzte sowohl sein Gesicht, wie auch seine Hände und Arme. Vivian sprang panisch schreiend auf, rannte zu einem umgestürzten Stuhl und raffte auf, was darauf gelegen hatte. Fitz rang noch immer mit dem fettleibigen Steuereintreiber auf dem Boden, doch dieser hatte kaum Möglichkeit zur Gegenwehr gehabt und seine Versuche sich zu wehren, wurden mit zunehmenden Blutverlust immer schwächer bis sie ganz aufhörten.
Fitz kniete mit seinem Gürtelmesser in der Hand auf dem Boden des Zimmers. Blut bildete eine große Lache um den Toten und auch um ihn herum. Wie in Trance schaute er auf seine blutigen Hände, auf das Messer darin und dann zu dem Toten. Nach einigen Momenten, welche ihm wie Stunden vorkamen hörte er, wie ihn jemand aus weiter Ferne anschrie. Er wendete den Kopf, doch zu spät. Der Schaft eines Speeres knallte ihm mit voller Wucht ins Gesicht, doch der Schmerz schien ihn aus seiner Benommenheit zu lösen. Drei Wachsoldaten hatten das Zimmer gestürmt und ihn am Boden festgenagelt. Einer der Männer übergab sich bei dem Anblick der nackten Leiche und des Blutes. "Hab ich dir nicht gesagt, du sollst keinen Ärger mehr machen?!" Der Wachsoldat, welcher ihn aus seiner Zelle geholt hatte, trat ihm bei jedem Wort was er sprach in die Rippen. "Schöne Scheiße! Sieh dir die Sauerei an! Und wo sind die Steuereinnahmen du Hund?" Weitere Tritte, weitere Schmerzen. "Wo ... wo ist meine Nichte? Geht es ihr gut? Wo ist Vivian?" Fitz konnte kaum reden vor Schmerz, doch sein Blick wanderte suchend durch den Raum. Der Wirt stand bleich in der Tür und blickte auf das Desaster, bevor er sprach. "Vivian? Deine Nichte? Du meinst Katja, oder? Die Kleine Katja, welche sich immer um die alte Vinna gekümmert hat. Mit der du gestern hier warst als du deine Sachen geholt hast."
In diesem Moment wurde Fitz alles klar und die Erkenntnis zog ihm den Boden unter den Füßen weg. Eine tiefe, bodenlose Schwärze tat sich in ihm auf und ihm wurde sowohl kalt als auch heiß zugleich. Er war hinters Licht geführt worden. Gekümmert hatte sie sich um Vinna, seine Schwester? Und sie hieß garnicht Vivian? Hatte sie ihm was in den Wein getan? Blind hatte er auf ihre Worte vertraut und alles hingenommen wie sie ihm erzählte. Wie lange hatte sie auf solch eine Gelegenheit gewartet? Was sollte er nun bloß tun? Doch jede weitere Entscheidung wurde ihm angenommen. Der Wachsoldat packte ihn bei den Haaren und zog ihn zu sich hoch, sodass er in Fitz blutverschmiertes Gesicht sehen konnte. "Mach dir keine Sorgen um die Kleine, die kriegen wir schon noch. Aber du, du Hurensohn ..." er ließ den Blick durch den Raum schweifen, "hast dir nen Platz in der Kolonie verdient."