Trommeln.
Trommeln weckten ihn jeden Morgen in der kläglichen Baracke, die er "Unterkunft" nannte. Schon seit einer langen Zeit sagten sie ihm, wann ein neuer Tag im schon gefühlt ewig währendem Krieg anstand. Ein Tag voller Training, Anstrengung und Herausforderungen. Manchmal konnte er in einem ruhigen Moment an die alte Zeit denken. An die Sense, die durch das Getreide schnitt, oder die Hacke, mit der er den Boden des heimischen Hofes auflockerte. Doch das war einmal. Nun hielt er keine Sense, sondern eine Axt in seinen Händen und seine Augen musterten kein weites Feld mehr, sondern oft die Befestigungen und Banner des Feindes.
Er musste viel dafür tun, um an die Axt zu kommen, die er in seinen Händen hält und um die Kleidung zu besitzen, die seinen Leib wärmt. Gebrochene Knochen, blutige Knöchel, bellende Stimmen fremder Herren. Der Bauer wurde zum Krieger geformt, während andere an seiner Stelle brachen und sich dem Schicksal ergaben. Er würde nicht brechen. Er würde überleben.
Oft sah er sich dem ausgesetzt, was Krieg wirklich war. Tod und Zerstörung. Abgeschlagene Gliedmaßen und verblutende Kämpfer. Doch mit der Zeit stumpfte man ab. Man starrte nicht mehr den blutigen Boden unter den Füßen an, sondern stieg darüber hinweg, während der Hauptmann einen anstachelte, sich zu sputen. Währenddessen entwickelte man eine besondere Beziehung zum Krieg. Das Gefühl, über die Leichen seiner Feinde zu stapfen, triumphierend die blutige Waffe zu heben und den Rausch in seinem Blut zu spüren, war besser, als jeder Wein und jedes Bier. Auch das macht einen Bauern zum Krieger, einen Sohn zum Mörder.
Doch ein Krieger triumphiert selten immer und manchmal führt die Niederlage einen Mörder zu einem Ort, den er niemals mit eigenen Augen erblicken wollte..
..Die Strafkolonie.
Die Trommeln sind nun verstummt, doch schlagen sie in seinem Herzen weiter, während er die ersten Schritte in eine ungewisse Zukunft wagt.
// Ich hoffe, die kleine Geschichte gefällt denjenigen, die sie lesen. Sie ist extra vage gehalten. Für Genaueres muss man dem Charakter selbst begegnen.