Hey. Ich bin Beckett. Du fragst dich jetzt bestimmt, wieso dieser Zettel hier in dieser düsteren und schmutzigen Zelle liegt. Tja, ich sag’s mal so, eine nette Wache hat mir etwas zum Schreiben gegeben, damit ich meine letzten Worte an meine Freunde und Verwandte übermitteln kann, bevor ich in die Minenkolonie geworfen werde. Aber ehrlich gesagt habe ich niemanden, mit dem ich diese Worte teilen kann - deshalb teile ich sie einfach mit dir! Ich werde dir erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass ich in diese Lage geraten bin.
Ich war auf der Suche nach dem, was vermutlich die meisten in diese Lage bringt, in welche ich mich gerade befinde: Das verdammte Gold. Und wie du dir vermutlich bereits denken kannst, habe ich dieses nicht auf dem legalen Weg erhalten.
Es fing alles damit an, dass ich Botengänge erledigt habe. Mal einen Brief an den Bauern überbringen, mal an die Großeltern, welche sich im nächsten Dorf befinden oder an den Freund, welchen man einige Jahre nicht mehr gesehen hat… Also alles andere als aufregend. Irgendwann sollte ich einem Typen einen Brief überreichen, welcher sich in einer Taverne in der Nähe von Geldern aufhalten soll. Alles was ich wusste, war, dass dieser Typ eine Glatze hat und ziemlich kräftig aussieht. Keinen Namen, also alles ziemlich geheimnisvoll.
Ich trat in die Taverne ein und habe nicht lange gebraucht, um den Mann zu erkennen, nach dem ich gesucht habe. „Kräftig“ war ein wenig untertrieben, dieser Typ war ein Riese und sah zudem noch verdammt angsteinflößend aus, besonders mit der riesigen Axt auf seinem Rücken, an der noch frisches Blut klebte. Ich übergab ihm den Brief und wollte mich schnell wieder davon machen, als er mich an die Schulter packte. Er bot mir an eine andere Art von Botengänge zu erledigen. Erst wusste ich nicht, was er meinte oder was er überhaupt von mir wollte, doch dann wurde es schnell klar: Schmuggelei. Da ich alles andere als zufrieden mit dem bisschen Gold war, welches ich durch die einfachen Botengänge verdient habe und weil der Typ mir eine ganz schöne Angst eingejagt hat, habe ich das Angebot angenommen.
Es waren zunächst einfache Aufgaben, kleine Sachen die ich überbringen sollte, manchmal waren es sogar nur Nachrichten, die ich übermitteln sollte. Irgendwann jedoch wurde es etwas riskanter. Es ging so weit, dass ich nach einer Zeit Waffen an Banditen übergeben sollte. Wie gefährlich es ist, sich mit solchen Banden abzugeben, für die es was alltägliches ist, Menschenleben zu nehmen, brauche ich glaube ich nicht weiter erläutern. Irgendwann, während einer Übergabe, gab mir einer der Banditen ein Paket mit, welches ich einem Kerl in Silden übergeben sollte. Er versprach mich gut zu bezahlen, sollte ich das Paket übergeben, ohne mich von den Wachen erwischen zu lassen.
Daraufhin habe ich mich auf den Weg gemacht, um die Ware an den Mann zu bringen, natürlich war ich sehr nervös damit an den Wachen vorbeizugehen, man gewöhnt sich irgendwie nie daran, denn ein Fehler könnte bereits das Ende bedeuten.
Plötzlich ist dann etwas geschehen, mit dem ich wirklich niemals gerechnet hätte: Ein alter Mann hielt mich an und bezichtigte mich ein Ketzer zu sein und warf mir mehrere Anschuldigungen an den Kopf. Ich wurde völlig ahnungslos von einer Wache an den Arm gepackt und in eine Zelle gesteckt.
Es dauerte etwas, bis dann endlich ein Wachmann in den Kerker eintrat, dieser verriet mir dann, dass man mich mit einem Scharlatan verwechselt hat, welcher einige „Zaubertricks“ vorgeführt hat und sich als einen Diener Innos ausgegeben hat, um das Gold der ahnungslosen Leute abzukassieren, welche sich die Heilung ihrer Krankheiten erhofft haben. Ich wurde von den Anschuldigungen freigesprochen. So weit so gut, wäre da nicht noch ein kleines Problem gewesen – das Päckchen, welches man mir bei der Festnahme abgenommen hat, in welchem sich, wie sich herausstelle, Sumpfkraut befand.
Das Leben kann schon manchmal ein ziemlicher Arsch sein, oder? Man hat mich ausgefragt, ich habe natürlich versucht alle Anschuldigungen zu leugnen, aber alles ohne Erfolg. Eine Woche später wurde ich dann hier hin gebracht. Ich wollte ja schon immer mal nach Khorinis reisen, um die Aussicht am Hafen zu genießen oder die Rote Laterne zu besuchen ... aber so wie es aussieht, ist diese Zelle und das dämliche Grinsen der Wachen das einzige, was ich hier zu Gesicht bekommen werde.
Du wirst vermutlich das gleiche Schicksal mit mir teilen, oder du wirst begnadigt … oder auf dich wartet sogar der Strick. Wie auch immer, vielleicht sieht man sich ja in der Minenkolonie?
Beckett